Verschiedene Träger berichten aktuell von anhaltend hohen Krankenständen in Krippen und Kindertagesstätten. Statt bereits im Vorfeld kalkulierter 15 Krankentage pro Fachkraft sind derzeit 25 Fehltage die Realität. Bisher kam es laut Berichten hierdurch lediglich zu Gruppenzusammenlegungen, Schließungen konnten unter teils großen Anstrengungen glücklicherweise noch verhindert werden. Vertretungskräfte sind am Markt nicht nur kostspielig, sie sind vor allem aber auch rar. Eine Patentlösung auf Dauer sind sie zumindest nicht.
Jens Zimmermann, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft stellt hierzu fest: „Die personell massiv angespannte Lage in den Kitas hält wider aller Hoffnungen auch in den Sommermonaten weiter an. Die Träger sind weiter erheblichen Anstrengungen ausgesetzt, den Kitabetrieb in den Einrichtungen aufrecht zu halten. Das ist grundsätzlich gut und ich bin den Verantwortlichen sehr dankbar für ihre Bemühungen, den größtenteils berufstätigen Eltern hier die dringend notwendige Verlässlichkeit in der Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten.
Andererseits zeigt die seit Monaten anhaltende Situation allerdings auch, dass unser Bemühen in der Politik weiter vordringlich der Verlässlichkeit gelten muss. Forderungen nach einem weiteren Anheben von Kita-Standards, die uns teilweise erreichen, sind angesichts der Lage illusorisch. Selbst ein zeitweises Absenken aktueller Standards halte ich zur Sicherstellung der Betreuung für einen hinnehmbaren Weg. Ich bin sicher, dass für die meisten Eltern in dieser prekären Situation Verlässlichkeit vor etwaigen Qualitätsstandards steht. Und das kann ich persönlich auch gut nachvollziehen.
Bezüglich der vom Land aktuell vorgesehenen Ausfallzeiten im Standard-Qualitäts-Kostenmodell (SQKM) habe ich große Hoffnungen, dass die Landesregierung in Kiel auf die vorliegende Fehlzeitenentwicklung reagiert und die Sätze im neuen Kita-Gesetz, das sich aktuell in der Phase der Anhörung befindet, entsprechend anpasst. Ich persönlich werde sehr bei unseren Lübecker Landtagsabgeordneten dafür werben.
Um die künftigen Personalausfälle im Kitabereich darüber hinaus wirksam in den Griff zu bekommen, gibt es aus meiner Sicht aber auch nur eine Lösung. Wir müssen dringend für spürbare Entlastung sorgen und weitere Fachkräfte ausbilden. Ein Schlüssel zu mehr Bereitschaft und Begeisterung für den Beruf kann dabei die praxisintegrierte Ausbildung (PIA) sein, die bereits die Lehrzeit deutlich attraktiver macht. Hier müssen alle Kapazitäten von der Verwaltung ausgeschöpft werden und gegebenenfalls weitere PIA-Plätze geschaffen werden. Es ist eindeutig, dass es in erster Linie am zur Verfügung stehenden Personal mangelt und auch die tagtägliche Belastung für Erzieherinnen und Erzieher zu hoch ist. Hier können wir als Kommune selbst aktiv nachsteuern. Deswegen sehe ich hier in Lübeck weiter auch den Fachbereich der zuständigen Bildungssenatorin Frank in der Verantwortung, der Politik lösungsorientiert und zeitnah mögliche Wege aufzuzeigen, bevor die Situation in den Kitas, Krippen und Horten zulasten unserer Jüngsten und derer Eltern weiter eskaliert.“